Der größte Moment

Als Fotografin die Geburten begleitet betrachte ich meine Arbeit als eine einzigartige Gelegenheit, die kraftvolle, hoch emotionalen und transformative Erfahrung der Geburt festzuhalten. Es ist ein Prozess des Werdens. Ich bin mir der ethischen Grundlagen bewusst, die meine Arbeit leiten.

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Beginn des Lebens bebildern

Für mich steht die Wahrung der Würde und des Respekts für die werdende Mutter und ihre Familie an erster Stelle. Ich betrete den Kreißsaal oder den Geburtsraum mit dem Bewusstsein, dass ich in einem äußerst intimen Moment präsent bin. Ich achte darauf, die Privatsphäre der Familie zu respektieren und nur die Momente festzuhalten, die sie ausdrücklich dokumentiert haben möchten.

Fotos von einer Geburt zu machen, ist nicht nur eine Aufgabe, es ist ein Privileg. Das Privileg, den Beginn des Lebens zu bebildern, lässt mich demütig durch die Kamera und auf diese wunderschönen Bilder blicken. Die Fotos sind eine wahnsinnig schöne Erinnerungsschatz für Mutter und Kind, die mit jedem Jahr kostbar werden.

Jeder Geburts­begleitung geht ein ausführliches Vorgespräch voraus, in dem wir die Details und Wünsche der Geburts­dokumentation besprechen.

Auch dem medizinischen Personal begegne ich mit Sensibilität und Respekt. Ich verstehe, dass Hebammen, sich darauf konzentrieren, eine sichere Umgebung für Mutter und Kind zu schaffen, und diesen intimen Prozess des Gebärens möchte ich nicht stören.

Nach der Geburt behandele ich die Fotos mit äußerstem Einfühlungs­vermögen. Ich sorge dafür, dass die Bilder die Würde und Integrität der abgebildeten Personen wahren und die emotionalsten Momente Präsents bekommen.

Aber wie sieht so eine Geburts­reportage aus?

Anfang letzten Jahres durfte ich die Hausgeburt von Ede fotografieren. Lange habe ich überlegt, was ich zu den Bildern der Geburtsreise schreiben kann. Und immer wieder, wenn ich auf diese fotografische Aufgabe zurückblicke, bleibt ein Wort gedanklich stehen: Demut. Ein Wort, das wir in unserem alltäglichen Sprachgebrauch nicht mehr oft benutzen. Die Bestandteile des Wortes lassen sich herunterbrechen in die beiden Wörter „dienen“ und „Mut“.

Mit wie viel Liebe haben die zwei Hebammen anderthalb Tage der werdenden Mama und dem ungeborenen Kind dienten und jede Geste von so viel Hingabe geprägt und getragen war, beeindruckte mich schwer. Der Mut und das Durchhaltevermögen der Schwangeren Mareen, durch jede Wehe zu gehen und zu veratmen, waren so eindrucksvoll. Was der weibliche Körper kann, ist einfach unbeschreiblich. Ich habe ein Paar erlebt und gesehen, das getragen war vom Urvertrauen in das Gelingen der Sache, das hineinging in Dinge, die man selbst nicht beeinflussen kann.

Diese Bilder, sowie Geburtsfotografie im speziellen, leisten einen Beitrag dazu, wie gesellschaftlich Geburt wahrgenommen wird. Sie zeigen die Schönheit und Kraft des Geburtsprozesses, betonen die bedeutsame Rolle der Hebammen und unterstreichen die Stärke und Entschlossenheit der werdenden Mütter. Durch das Teilen solcher Bilder können wir als Gesellschaft ein tieferes Verständnis und eine größere Wertschätzung für den Geburtsvorgang entwickeln, der oft im Verborgenen stattfindet.

Danke liebe Mareen, dass ich diese Bilder hier zeigen darf.